Preview Liebelei

Interview Liebelei

 

Caps mit Made in Vagina vorne drauf. Eine goldene Kette, die fickificki sagt. Ferdinand und Katharina sind zwei kreative Köpfe, die den Themen Sex und Sexualität mit viel Humor begegnen und dabei auch die Aufklärung nicht zu kurz kommen lassen. Das erkennt man bereits nach einem kurzen Blick auf ihre Website und wenn man den pink- und rosafarbenen Sexshop “Liebelei” besucht, den die beiden begründet haben. 

 

Die “Liebelei” ist ein Ort für all jene, die nicht nur den schnellen Kick suchen, sondern tiefer in ihre Selbsterfahrung eintauchen möchten. Die beiden gestalten schmuckvolle Yoni Eier und Sextoys aus Edelsteinen, geben Onlinekurse rund um (Selbst-)Liebe, Partnerschaft & Sexualität und haben allerlei lustigen Schnickschnack wie die Made-in-Vagina-Caps. Den Menschen, die die Liebelei besuchen, ist ein besonderes Erlebnis wichtig, das über die Klischées von Sex und Sexualität hinausgeht. 

 

 

Ferdinand und Katharina, und was ist EUCH für die Liebelei wichtig? 

 

Ferdinand & Katharina: Natürlichkeit. Nicht nur in den Materialien, die wir verwenden, sondern auch im Umgang mit Sexualität. Wir sind geprägt von einem verzerrten Bild zwischen Tabuisierung und Pornofizierung. Wer unseren Podcast ›Fucketlist‹ kennt oder uns bei Instagram (@liebelei.reloaded) folgt, weiß, dass wir kein Blatt vor den Mund und das Genital nehmen — selbst oder gerade wenn uns mal etwas peinlich ist. Denn genau dann können wir erfahren so angenommen zu werden, wie wir sind, und ausleben, wonach wir uns sehnen. Weitere ganz wichtige Zutaten für die Liebelei sind Genuss und Humor, die das Leben einfach so viel köstlicher machen!

 

 

Gibt es einen besonders schönen Moment oder ein Highlight, dass du durch deine Arbeit bei der Liebelei hattest und an das du besonders gern zurück denkst?

 

Katharina: Letzten Sommer habe ich ein Tantra-Retreat für 30 Frauen gegeben. Das waren die anstrengendsten, aber auch berührendsten Tage seit langem, da wir in all unserer Schönheit und Verletzlichkeit zusammenkamen und am Ende uns alle einig waren, dass wir gemeinsam Utopia erreicht haben.

 

 

Wo hat Berlin zum Thema Sex noch Nachholbedarf? Was würdest du dir in und für Berlin noch wünschen?

 

Ferdinand & Katharina: Berlin ist anderen Orten weit voraus. Nirgendwo ist die sexuelle Selbstbestimmung weiter fortgeschritten als hier. Und doch gilt das längst nicht für alle. Laufe ich allein durch die Straßen, werde ich fast jedes Mal sexuell belästigt. Ich würde mir wünschen, dass die Stadt ein Safe Space für alle wird.

 

 

Kannst du uns einen kleinen Ausblick auf die Liebelei geben? Gibt es spannende Pläne, von denen du uns erzählen kannst? Wie bleibt man mit euch am besten im Kontakt oder hört von euch?

 

Ferdinand & Katharina: Dieses Jahr eröffnen wir erotische Liebesnester in Neukölln. Jedes Nest hat ein eigenes Design-Konzept, von rosa Romantik über Prunk & Protz bis Jungle-Kink. Paare können dort ganz in ihren Liebesrausch eintauchen. Ansonsten gibt’s noch einige mehr schabernackige Ideen! An denen mangelt es uns nie 🙂 Das meiste teilen wir auf Instagram unter @liebelei.reloaded, ansonsten in unserem Newsletter, weil wir leider regelmäßig auf Instagram gesperrt werden.

 

 

Doch diese Hindernisse wirken bei Katharina und Ferdinand wie eine Einladung zum aufklärerischen Wirken. So stellt Katharina in einem Instagram-Post vergleichend dar, wieso ihr Account schon mehrmals wegen “unangemessener Inhalte” gemeldet und gesperrt wurde, es aber andere Accounts mit ähnlichen “unangemessenen Inhalten” gibt, die anscheinend ohne Konsequenzen existieren dürfen. Dabei geht es nicht nur um das bekannte Nippel-Paradoxon. Ihre weitere Erklärung: Nackte Haut und die Darstellung von Lust und Sexualität wird auf Instagram nicht geahndet, wenn man bestimmten Normen entspricht (z.B. rasierte Bein- und Intimbehaarung) und nach dem patriarchalen Blick für “passend” bewertet wird. Immer wieder mit Meldungen oder gesperrten Accounts umgehen zu müssen – auch diese widerständische Aufklärung gehört zu dem Duo der Liebelei.