. . . watch porn – mit Paulita Pappel

Paulita Pappel: Wie schaut man eigentlich Pornos?

 

Viele fragen sich dabei auch: Was macht ethischen Pornokonsum aus? Unter anderem darüber schreibt Paulita Pappel in ihrem Buch „Pornopositiv. Was Pornografie mit Feminismus, Selbstbestimmung und gutem Sex zu tun hat“. Sie stellt darin wichtige Aspekte ethischen Pornokonsums auf:

 

  1. Für Pornos zahlen, anstatt frei zugängliche Videos zu schauen oder Plattformen zu besuchen, die ohne Abo oder sonstiger Zahlung Pornos anbieten. Dahinter steckt meistens Piraterie oder unfaire Bedingungen.
  2. Die Darsteller*innen, Regisseur*innen, Plattformanbieter*innen oder andere Beteiligte kennenlernen: Mittlerweile stellen sich viele Menschen, die an einem Porno beteiligt sind vor. Auf Social Media, ihren persönlichen Websites oder über Presseauftritte. Zum Beispiel durch „About/Über“-Rubriken, Behind-the-scenes-Material oder persönlichen Erfahrungsberichten. Bei der Suche nach Social-Media-Kanälen (z.B. dem Instagram-Account) am besten nicht über die Plattform suchen, sondern über eine Suchmaschine (z.B. Google, Safari, Firefox) den Namen der Person oder der Firma und den Namen der Plattform eingeben (z.B. Paulita Pappel + Instagram). So umgeht man eventuelle Shadow-Bans der Accounts (Accounts, die nicht in den Suchergebnissen oder Vorschlägen angezeigt werden). Das machen bestimmte Plattformen, wie z.B. Instagram, bei bestimmten Account-Inhalten oder Personen.
  3. Einen gesunden Pornokonsum pflegen: Dabei ist die Menge nicht entscheidend, sondern wie es dir damit geht. Ist der Konsum z.B. zwanghaft?

 

Du möchtest mehr über Pornos wissen?

In der 6. Folge von „Sex in Berlin“ hat Podcast-Host Nike Wessel mit Paulita Pappel, Charis Uster und Pierre Pore über Pornos gesprochen: Wie läuft eine Pornoproduktion ab? Wie findet man einen geeigneten Drehort? Was passiert vor der Kamera? Und sind KI-generierte Pornos die (wünschenswerte) Zukunft?

Hör jetzt in die Folge 6 rein oder lade sie dir als Download für unterwegs herunter! Hier geht’s zur Folge:

Sex in Berlin – Folge 6

. . . go to a sexpositive party

Was ist eigentlich eine hedonistische Party? Und was gibt es zu beachten, wenn ich auf so eine Party gehen möchte?

In der 4. Folge von „Sex in Berlin“ spricht Podcast-Host Nike Wessel mit Aisha Muthesius. Mir ihr tauchen wir in die Atmosphäre der 1980er-Jahre in New York ein. Aishas Kollektiv veranstaltet unter anderem die hedonistische Partyreihe „Paradise Garage” im Berliner Club „Wilde Renate” (Update 2024: im Club Oxi) – eine queere Hommage an House und Disco.

Awareness & allgemein gültige Consent-Regeln

Awareness-Konzepte (engl. Bewusstsein, Achtsamkeit, Wahrnehmung) sind auf Partys, Festivals und anderen Events Teil der Sicherheitsstruktur. Es gibt unterschiedliche Awareness-Konzepte, aber alle beruhen auf ähnlichen Annahmen oder Intentionen. Generell wird an alle Teilnehmer*innen/Anwesenden einer Veranstaltung appelliert, dass sie auf sich selbst und andere aufpassen, achtsam sind und sich in Notsituationen helfen. Dies wird oft durch Info-Aushänge oder -Schilder genauer erläutert (z.B. Consent-Regeln, Handlung in Notfallsituation, Self-Care, After-Care, Hilfe holen, Ansprechpersonen usw.). Zusätzlich gibt es ein klar gekennzeichnetes Awareness-Team, das entweder mobil und/oder an festen Punkten unterwegs ist oder anders (möglichst niedrigschwellig) erreichbar ist. So sind immer informierte, nüchterne Menschen ansprechbar, falls es zu Gewalt, Übergriffen oder ähnlichen Situationen kommt. Oft sind Awareness-Teams besonders sensibilisiert für strukturelle Diskriminierung und Gewalt (z.B. für Sexismus, Rassismus, Ableismus oder auch Aspekte wie Täter-Opfer-Umkehr).

Aisha erzählt in Folge 4, welches Awareness-Konzept es bei „Paradise Garage“ gibt. Sie erklärt, welche Regeln dafür aufgestellt werden, wie das beim Einlass gehandhabt wird und welche Rolle Consent auf einer sexpositiven Party spielt.

Sicherheit – Die Rolle der SafeR Spaces:

Übergriffe oder Gewalt können nie ausgeschlossen oder zu 100 Prozent verhindert werden. Selbst mit einem vollumfänglichen Awareness-Konzept und mit sehr gut ausgebildeten Menschen. Viele sagen daher: „Safe Spaces“ gibt es nicht. Ob es überhaupt Safe Spaces irgendwo gibt, wird auch oft diskutiert (vgl. z.B. Häusliche Gewalt, Femizide, strukturelle Diskriminierungen). Deswegen achten viele mittlerweile darauf, bestimmte Orte oder Veranstaltungen als „Safer Spaces“ zu bezeichnen, um deutlich zu machen, dass sie sich dessen bewusst sind, aber eben ihr möglichstes tun. Mit dem zusätzlichen „R“ wollen viele zeigen: Wir haben uns mit dem Thema struktureller Gewalt und Sicherheitsräumen auseinandergesetzt und wollen unser Bestes geben, um diesen Ort hier MÖGLICHST sicher zu gestalten.

Organisation ist alles – Wissen vorher abfragen

Auch in der 1. Folge von „Sex in Berlin“ geht es um Awareness und Sicherheit. Danielle Barnett von den „Naked Tea Partys“ hat sich eine Methode überlegt, mit der sie im Vorhinein bereits prüfen kann, ob sich Menschen mit Awareness, Consent und sexpositiven Räumen auseinandergesetzt haben. Hör doch mal rein und vielleicht ist dieses Konzept ja auch etwas für dein nächstest sexpositives Event.

Safer Use & Safer Sex – akzeptierende Drogeninfoarbeit und psychische Erstehilfe

In Folge 5 spricht Nike unter anderem mit Martin*a von Sidekicks Berlin. Das Projekt der Schwulenberatung Berlin ist überall dort, wo sich die queere Community trifft: Partys, Clubs, Bars, Großevents, Straßenfeste, Festivals, Cruising Areas, Kongresse, Worskhops und mehr. Sie informieren über Safer Sex und Safer Use von Substanzen. Mit Gesprächen und Info-Flyern möchten sie darüber aufklären, wie man Sex und Substanzgebrauch sicherer machen kann. Außerdem verteilen sie kostenlose Materialen für Safer Use und Safer Sex. Es gibt in Berlin auch noch andere Vereine, die auf sexpositiven Partys einen Infostand machen oder sogar psychische Erstehilfe im Kontext von Substanzgebrauch machen (eclipse e.V., sonar e.V.). Wenn du auf eine sexpositive Party gehen möchtest, ist es auf jeden Fall ein großer Pluspunkt, wenn ein Infostand für Safer Sex und Safer Use vorhanden ist. Oder du informierst dich vorab auf den Seiten von sidekicks oder anderen Vereinen über die für dich relevanten Themen.

Und dann: viel Spaß beim Feiern!

Hier geht es zu den Folgen auf Spotify:

Sex in Berlin Podcast

. . . be sexpositive

HOW TO . . . BE SEXPOSITIVE

Was heißt eigentlich „Sexpositivität“? Wie werde ich sexpositiv? Und was steckt nicht hinter „sexpositiv“?

In Berlin muss man nicht lange suchen, wenn man “sexpositiv” finden will. Egal ob Clubnacht mit Sexpositivitätsversprechen, Personen, die sich mit diesem Adjektiv beschreiben oder Produkte, die von sich behaupten, sexpositiv zu sein. Auch wenn in Berlin der Begriff “sexpositiv” im Mainstream angekommen zu sein scheint, gibt es dennoch viele Vorurteile, Klischees und falsche Annahmen über oder von Menschen, die sich als sexpositiv bezeichnen.

Sexpositivität entstand aus einer feministischen Bewegung, die sich gegen die antipornografischen Strömungen richtete. Die sexpositiven Feminist*innen verfolgen seither das Ziel, durch Bildung und Aufklärung sexuelles Empowerment zu ermöglichen und zu stärken. Es geht um die Sichtbarkeit der Vielfalt von Sexualität, Identität, Körpern und Gender. Gesellschaftliche, soziale und politische Veränderungen in diesen Bereichen sehen sie als unbedingt nötig an, um sexuelle Gleichberechtigung und eine freie Entfaltung der eigenen Sexualität zu ermöglichen.

Häufig wird die sexpositiven Szene mit einer offenen Haltung gegenüber Pornografie und Sexarbeit verbunden. Dennoch gibt es aus diesen beiden Branchen Stimmen, die hier Nachholbedarf sehen. Gerade bei Pornos und Sexarbeit sei oft noch durch Diskriminierung, Sexismus und Vorurteile eine fehlende Verbindung zur Sexpositivität zu erkennen. Die sexpositive Szene ist keinesfalls perfekt und die Reflexion und Auseinandersetzung damit gehört eigentlich zum Selbstverständnis der Bewegung. Im Verständnis von sexpositivem Feminismus fehlt z.B. häufig der intersektionale Aspekt.

 

Wie werde ich sexpositiv?

Finde heraus, was du magst und was nicht (z.B. auch durch Pornos). Erkunde deine Vorlieben, Grenzen und deinen Körper, aber stresse dich damit nicht!

Bleibe up to date mit deiner Gesundheit, egal wie oft oder mit wie vielen Menschen du Sex hast – mache regelmäßige Check-ups!

Informiere dich über Safer Sex (Kondome, Handschuhe, Lecktücher, PrEP).

Setze dich für sexuelle Aufklärung ein und unterstütze Menschen, die sexuelle Aufklärung betreiben.

Alle Körper und sexuellen Identitäten sind wertvoll! Lerne von der Vielfalt und den unterschiedlichen Perspektiven.

Reflektiere ggf. deine Privilegien und deine Perspektive. Setze dich gegen Diskriminierung und Sexismus ein!

Sei offen und ehrlich. Niemand ist perfekt, aber wir können alle lernen!

Kommuniziere über Sex-Themen mit Menschen, mit denen du dich wohlfühlst.

Nimm dir Zeit, beachte deine eigenen Kapazitäten und sehe diese Liste nicht als vollständig, unveränderlich oder Pflichtprogramm an.

 

Sexpositivität bedeutet nicht…

… dass sexpositive Menschen alle möglichen Sexpraktiken mögen oder ausprobieren wollen.

… dass sexpositive Menschen keine Grenzen haben und nicht nach Consent gefragt werden müssen.

… dass sexpositive Menschen nicht asexuell sein können.

… dass sexpositive Menschen ständig und mit allen möglichen Menschen über Sex reden und Sex haben wollen.

… dass sexpositive Menschen keinen vanilla Sex („Blümchensex“) mögen.

 

Consent is key!

Nur Ja heißt Ja! Und Nein heißt Nein! Nehme nichts von für selbstverständlich hin oder nehme nichts als selbstverständlich an. Informiere dich über Konsenskultur.

 

Mit dem Podcast „Sex in Berlin“ wollen wir über Sex und Sexualität, und all die Dinge, die damit einhergehen, aufklären. 

 

 

 

Quellen:
Missy Magazin – Glossar gegen die Panik vor Wörtern: Hä, was heißt denn Sexpositiv? – Laura Méritt
Pornopositiv – Paulita Pappel
Sex, aber richtig? – Joris Kern