Asexualität ist mittlerweile vielen ein Begriff und trotzdem halten sich hartnäckige Vorurteile. Welche stigmatisierenden Narrative gibt es im (sexpositiven) Diskurs über ace Personen und was können allosexuelle Menschen von Asexualität lernen?
Sexpositiv UND asexuell geht nicht zusammen? Das fragen sich viele, wenn asexuelle Menschen sich als sexpositiv bezeichnen. Doch das ace Spektrum ist sehr divers. Sex mit anderen Menschen kann für asexuelle Menschen als abstoßend und eklig empfunden werden, aber das muss nicht auch fürs Masturbieren gelten, andere mögen Kuscheln sehr und einige sehen Sex als etwas, das sie zwar gerne geben, aber nicht selbst einfordern.
Ace und kinky: It’s a match!
Doch wie beispielsweise Missy-Autor*in Hà Phương Nguyễn in deren Kolumne über Asexualität und Kinky-Sein beschreibt, kann beides ein „Match made in heaven“ sein. Diese Aussage begründet dey mit der folgenden Erklärung: „Asexuelle Menschen haben ein besseres (Fein-)Gefühl für verschiedene Formen von Intimitäten und Begierden, weil sie sich aufgrund ihrer Sexualität mehr mit den Differenzierungen und Überschneidungen auseinandersetzen.“
Hier setzt auch Beate Absalon in ihrem Buch Not giving a fuck. Von lustlosem Sex und sexloser Lust an. Sie beschreibt, dass eigentlich alle Menschen von einem besseren Feingefühl körperlicher Empfindungen profitieren würden.
Die Lust am sensuellen Spiel
Insbesondere aus einer sexpositiven Perspektive sollte eigentlich klar sein, dass es mehr gibt als nur explizite sexuelle Praktiken und dass Kink und BDSM so viel mehr sind als nur harter Sex und Schmerz. Kinky Praktiken sind so vielfältig und können zwar sexuell, aber ebenso sensuell, intim oder einfach nur spielerisch sein – ohne Hornyness oder sexueller Lust.
Wie Autor*in und Kuss-Expert*in Joris Kern einmal in unserem Podcast „Sex in Berlin“ beschrieben hat, kann man viele Räumen wie Spielplätze für Erwachsene sehen. Es geht nicht unbedingt um Orgasmen oder Sex. BDSM und Kinks können eine Welt eröffnen, in der es um die ganze Bandbreite der Sinne, psychologische Spielarten und Intimität geht.
Der Druck vom geilsten Sex der Welt
Aces haben es auch in der sexpositiven Szene nicht immer leicht, da ihre Orientierung oft übersehen oder ausgeschlossen wird. Gesellschaftlich werden sie häufig als verklemmt oder sonderbar dargestellt oder ihre Sexualität wird pathologisiert.
Doch wo sich asexuelle Menschen durch ihre Bedürfnisse und Wünsche, für die es kaum Vorbilder oder gesellschaftliche Skripte gibt, kreativ ausprobieren (müssen), erfahren viele allosexuelle Menschen einen großen Druck in ihrem Sexleben. Denn für sie ist es oft eine größere Herausforderung, sich von normativen mainstream Skripten zu lösen und den freien Raum als Bereicherung für neue Erfahrungen zu erkennen.
Das können Allosexuelle von Aces lernen!
Ein kleines ABC zum Artikel:
ace
Das ist die von der Community gewählte Selbstbezeichnung für „asexuell“. Asexualität bezeichnet Personen, die mehr oder weniger nicht an Sex oder sexuellen Verbindungen mit anderen Menschen interessiert sind und/oder keine sexuelle Anziehung für andere Menschen haben.
allosexuell
Menschen, die nicht asexuell sind, bezeichnet man als allosexuell. Das Nomen ist „Allosexualität“. Allosexuell beschreibt Personen, die sich sexuell zu anderen Menschen hingezogen fühlen.
autosexuell
Der Begriff bezeichnet Personen, die zwar nicht/kaum an Sex mit anderen interessiert sind, aber masturbieren. Viele vereinen aber diese Orientierung auch unter asexuell.
aromantisch
Der Begriff bezeichnet Menschen, die nicht an romantischen Beziehungen interessiert sind oder keine romantische Anziehung für andere Personen empfinden. Aromantische Menschen sind nicht zwangsläufig asexuell.
sexpositiv
In unserem Beitrag „How to be sexpositive“ erklären wir den Begriff genauer.
kinky / Kinks
In unserem Beitrag „How to be kinky“ erklären wir den Begriff genauer.
BDSM
Die Abkürzung steht für: „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“ und bezeichnet sehr unterschiedliche Praktiken.